Helmut Matschnig: “Das Heizen mit Pellets unterstützt die regionale Wirtschaft”

Mittwoch, 08. Dezember 2021 | Autor: Joachim Berner

Helmut Matschnig Helmut Matschnig Zur Emissionsminderung bei Holzkesseln und ihre Erwartungen an die neue Bundesregierung haben wir Pelletskesselhersteller befragt. Hier die Antworten von Helmut Matschnig, Geschäftsführer von KWB Deutschland.

Herr Matschnig, der Klimawandel ist neben der Corona-Pandemie das bestimmende Thema in Politik und Gesellschaft. Wie stark profitiert die Pelletsbranche davon?
Wir leben in einer Zeit des Wandels. Extremwetterereignisse nehmen zu und die Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig regionale Versorgung in allen Lebensbereichen ist. Klimaschutz und der Wunsch nach Unabhängigkeit sind in den Mittelpunkt gerückt. Viele Menschen sehen im Austausch ihrer fossilen Heizung durch eine klimafreundliche Alternative eine Wert sichernde Investitionen in ihr Eigenheim. Unsere Pelletsheizungen sind genau für diesen Komfort verwöhnten Markt entwickelt. Sie sind einfach und sauber, das heißt eine KWB-Pelletsheizung bietet mindestens den gleichen Komfort wie eine Öl- oder Gasheizung, jedoch mit dem großen Vorteil der CO2-neutralen Verbrennung. Ein Umstieg auf eine Pelletsheizung wirkt sich aber nicht nur positiv auf das Klima, sondern auch spürbar in der Geldbörse aus. Durch die aktuellen und zukünftigen Preissteigerungen – Stichwort CO2-Steuer – bei fossilen Brennstoffen erhöht sich die Wirtschaftlichkeit der Erneuerbaren umso mehr. Das Heizen mit Pellets unterstützt aber auch die regionale Wirtschaft. Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien werden Arbeitsplätze in der Region geschaffen. Das beginnt bei uns als Kesselhersteller, reicht über den Heizungsbauer bis hin zum Brennstofflieferanten und Schornsteinfeger.

Holzheizungen stehen wegen Feinstaubemissionen immer wieder in der Kritik. Dabei wird häufig nicht zwischen modernen Pelletsfeuerungen und altersschwachen Kaminöfen unterschieden. Inwieweit stellt das ein Problem dar?
In den vergangenen 20 Jahren haben Pelletskessel eine rasante technische Entwicklung erlebt. Das wirkte sich nicht nur auf den Bedienungskomfort aus. Aufgrund modernster Verbrennungstechnologie wandeln Pelletskessel den Brennstoff höchst effizient in Wärme um. Daher können Wirkungsgrade über 90 Prozent erreicht werden. Mit der Clean Efficiency 2.0-Technologie entsprechen unsere Pelletsheizungen nicht nur höchsten europäischen Umweltstandards, sie gehen sogar noch einen Schritt weiter. Zusätzlich werden auch die Grenzwerte der EU-Ökodesignrichtlinie hinsichtlich Emissionswerten, Wirkungsgrad und Energieverbrauch erfüllt und sogar unterschritten – und das alles ohne zusätzlichen E-Filter oder eingebaute Brennwerttechnologie. Der Staat belohnt diese Premiumqualität mit einem Innovationsbonus in Höhe von fünf Prozent, der zusätzlich zu den 45 Prozent staatlicher Förderung gewährt wird. Die Statistik zeigt: Je mehr moderne Scheitholz-, Hackgut- und Pelletkessel in den Haushalten und öffentlichen Gebäuden eingebaut werden, desto geringer ist der Feinstaubausstoß.

Welches Potenzial für weitere Feinstaubemissionsminderungen bei Pelletsfeuerungen besteht aus Ihrer Sicht noch?
Dank unserer Clean Efficiency 2.0-Technologie sind KWB-Pelletsheizungen heute noch sauberer. Der neu gedachte Unterschubbrenner sorgt mit seinem überdurchschnittlich großen Brennteller für ein stabiles Glutbett. So können die Pellets vollständig ausbrennen. Durch die automatische Ascheabreinigung vom Brennteller wird fallende Asche vermieden. Dank der sogenannten Zyklontechnik werden dabei die Staubpartikel nach außen gedrängt und in die Aschebox versenkt. Der ausgestoßene Feinstaub wurde so auf unter 2,5 Milligramm gesenkt. Doch damit geben wir uns noch nicht zufrieden. Der Fokus liegt auf der Weiterentwicklung der Regelungs- und Steuerungstechnik mit dem Ziel der Effizienzsteigerung. Dabei geht es nicht nur um den Wirkungsgrad der Anlage, sondern auch um das Zusammenspiel der Heizung mit anderen Energiequellen und Verbrauchern im Gebäude. Was die Emissionen betrifft, unterschreiten wir schon heute die strengen und sehr niedrigen Grenzwerte. Dennoch haben wir uns zum Ziel gesetzt, diese bis unter die Nachweisbarkeitsgrenze zu senken.

Zunehmend geraten auch die Kohlenmonoxid- und Stickoxidemissionen in den Blick. Kommt da eine neue Herausforderung auf die Branche zu?
Als eines der führenden Unternehmen in der Heizungsherstellerindustrie haben wir bereits vor Jahren damit begonnen, uns mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Mit unseren Brennerkonzepten liegen die Kohlenmonoxidemissionen bereits deutlich unter dem Durchschnitt. Auch bei den Stickoxidemissionen bewegen wir uns im gesetzlichen Rahmen. Wir rechnen aber bereits damit, dass dieser Grenzwert noch weiter nach unten gesetzt wird und entwickeln dementsprechend schon neue Verbrennungsmethoden, um auch diesen Herausforderungen bestens begegnen zu können.

Die Klimakrise bestimmt schon länger die öffentliche Diskussion. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr dennoch hauptsächlich fossile Heizungen verkauft. Nur bei jeder fünften Anlage handelte es sich um eine Wärmepumpe oder eine Biomasseheizung. Was läuft falsch?
Die Regierung hat nun konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz beschlossen. Bisher standen Kunden an einer ungeregelten Kreuzung mit verschiedenen Abzweigungen: Biomasse, Gas, Öl, Wärmepumpe. Vielen war nicht klar, welche Abzweigung ökonomisch und ökologisch am sinnvollsten ist – ein Investitionsstau war das Ergebnis. Die neuen gesetzlichen Regelungen bringen nun Klarheit. Bei den Ausfahrten Öl und Gas werden die Ampeln schon bald auf Rot gestellt, bevor diese beiden Abzweigungen, einem klaren Fahrplan folgend, endgültig geschlossen werden. Daraus ergeben sich konkrete Handlungsempfehlungen, die durch Förderungen der öffentlichen Hand beschleunigt werden.

Was erwarten Sie von der neuen Regierungskoalition in Deutschland?
Oft bewirkt erst eine handfeste Krise eine wirkliche Veränderung. Die Geschichte der Menschheit zeigt viele solcher Beispiele. Diese Beispiele zeigen aber auch, wie wirkungsvoll genutzte Chancen aus Krisen sein können: Der saure Regen und seine Auswirkungen haben uns in den 1970ern so betroffen, dass alle Hebel für eine Problemlösung in Bewegung gesetzt wurden. Das Ergebnis: Seit vielen Jahren ist saurer Regen kein Thema mehr. Auch die aktuelle Klimakrise enthält eine Chance, wenn wir lösungs- und nicht problemorientiert denken und handeln. Die Menschheit steht hier vor dem nächsten großen Fortschritt, der Umstellung auf erneuerbare Energien. Bei KWB sind wir fest davon überzeugt, dass wir diesen Umstieg auch schaffen, ohne Rückschritte hinnehmen zu müssen. Allein in Deutschland werden jährlich knapp 52 Milliarden Euro für fossile Energieimporte ausgegeben. Doch das müsste nicht sein: Durch den Ausbau von Wind- und Sonnenenergie, Biomasse und Wasserkraft könnten wir uns unabhängig von diesen teuren Importen machen. Zwei Beispiele: Der deutsche Wald wächst um 24.650 Fußballfelder pro Jahr. Das ist mehr Holz, als genutzt wird. Pellets hingegen werden aus Abfallprodukten der Holzindustrie gewonnen. Sie bestehen nahezu vollständig aus Sägemehl und Hobelspänen. Lediglich Maisstärke darf als Bindemittel beigefügt werden. Vor 20 Jahren mussten Sägewerke für die Entsorgung dieser Abfallprodukte noch bezahlen. Heute ist dies ein wertvoller Grundstoff. Das Geld geht an das lokale Sägewerk und über dieses auch an die Land- und Forstwirtschaft vor Ort. Gerade bei der Energieerzeugung liegt ein enorm großes Potential in Hinblick auf den Klimaschutz. Die Nutzung von Holz bedeutet Heizen im Kreislauf der Natur. Innovative Technik, die höchsten Komfortansprüchen genügt, und eine lange Lebensdauer sind ein weiterer Beitrag zum Klimaschutz – und das ganz ohne Verzicht.

Worin sehen Sie die wichtigsten Aufgaben der Pelletsbranche in den kommenden Monaten?
In Deutschland müssen pro Jahr 1,2 Millionen alte Heizungen ausgetauscht werden. Die Herausforderung der nächsten Jahre ist es, mit den vorhandenen Installationskapazitäten die Energiewende im Eigenheim voranzutreiben. Zurzeit verbringen heimische Handwerksbetriebe noch viel zu viel Zeit mit dem Einbau von fossilen Energiesystemen. Wenn wir es schaffen, diese Ressourcen auf erneuerbare Energien umzulegen, ist uns schon viel gelungen. Wir sind als Industrie gefordert, unsere Produkte und Dienstleistungen auf diesen bestehenden Engpass – der sich nicht mehr auflösen wird – anzupassen. Unsere Produkte sind schon einfach und schnell zu montieren und über unser Dienstleistungsangebot “Hand in Handwerk” stellen wir dem Heizungsbauer Ressourcen und Know-how zur Verfügung. Aber auch die Digitalisierung vieler Prozesse wird einen effizienteren Ressourceneinsatz ermöglichen. Gerade durch diese Maßnahmen planen wir die zusätzlich benötigten Installationskapazitäten auszugleichen.

Weitere Informationen: www.kwb.net

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